Aapilatoq, Prins Christian Sund, Wetterstation und ankern in Ostgrönland
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit den täglich frischen Brötchen von Axel, Französischen- und Schweizer Käse und Eiern, widmen wir uns der Durchquerung des Prins Christian Sunds und lassen den Westen Grönlands endgültig hinter uns. Der Wind ist, wie gewohnt wechselhaft und durch die hohen, steilen Berge und Täler beeinflusst. Erst achterlich, dann bald wieder gegen an. Zum Glück nicht zu stark und mit Strömung, die uns einen Großteil der Strecke in Richtung unseres Zieles trägt. Am frühen Abend kommen wir an der verlassenen Wetterstation am äußersten Ende des Prins Christian Sundes an. der kleine, ca. 15 Meter lange Pier, von Felsen in der Einfahrt und in fast alle Richtungen gut geschützt vor Eis und Wind, war schon bei unserer Ankunft und auch bei unserer Reise 2015 unsere erste bzw. letzte Anlaufstelle in Grönland. Heute würden wir ihn das erste Mal als Zwischenstop nutzen. Fürs Erste allerdings nutzen wir die Gelegenheit die große, seit zwei Jahren verlassene Station zu erkunden. Hunderte Treppenstufen führen den Berg hinauf zu den Gebäuden der Wetterstation und den Flugleitsystemen des nördlichen Atlantiks, die hier einst (oder noch immer?) betrieben wurden. Die Station wurde vor zwei Jahren nach Jahrelangen Diskussionen aufgegeben und ist nicht mehr bewohnt. Die Infrastruktur, bestehend aus Treppen, Seilen, Häusern, Funkantennen, Seilbrücken, Seilbahnen und etlichen Heli-Pads wurde über Jahrzehnte hinweg aufgebaut und instandgehalten. Nur wenige Jahre später holt die Natur sich zurück, was die Menschen genommen haben. Viele Treppen sind durch die heftigen Stürme, Schnee und Eis aus ihren Verankerungen gerissen. Eine alte Satelitenschüssel hängt halb zerschmettert am Boden, während die mehreren Zentimeter dicken Stahlträger, die sie einst hielten, verbogen und gekrümmt versuchen die Überreste zusammen zu halten. Die Station bleibt bei allem Verfall ein skurriles Andenken. Modernste Video-Überwachung ist an einigen Gebäuden angebracht, die Technik scheint noch immer überall gewartet und in Takt zu sein. Selbst die Seilbahn lässt sich noch per Knopfdruck bedienen. Nur eben alles ohne Personal, welches das drum herum in Schuss hält. Heute wird hier nach Möglichkeit alles remote gewartet und betrieben. Von der Spitze des Hügels können wir vom östlichen Kap Farvel bis weit hinaus aufs Meer und in den Norden alles überblicken. Sehen das Eis im Osten weit aufs Meer hinaus reichen und einige Wale, die nahe des Bootes am Rande des Sundes ihren Blas ausstoßen. Nach einigen Stunden kehren wir zum Boot zurück, legen eine Landleine um uns von der rauen Pier fern zu halten und bestaunen lang anhaltende Polarlichter, die den abendlichen Himmel verzieren. Ausgeschlafen und mit Frühstück im Bauch legen wir ab, setzen Kurs in Richtung Norden, wo wir für eine Nacht ankern wollen bevor wir in Richtung Island aufbrechen. Für unseren ersten Ausflug nach Ostgrönland haben wir uns eine gut geschützte Bucht in der Nähe einer verlassenen Fischerhütte, rund 30 Seemeilen Nördlich von der Wetterstation ausgesucht. Die Strecke bis dort hin legen wir zur Freude der gesamten Besatzung segelnd zurück und ankern auf schlammigem Grund in der Mitte der gut geschützten Bucht. Um uns von einigen Felsen fern zu halten, die dem Boot zu nahe kommen, legen wir eine Landleine um einen großen Felsen und verspannen das Boot damit zwischen dem Fixpunkt und dem Anker. Kurze Zeit später ziehen Andres, Dominik und ich für eine kleine Wanderung in Richtung Gletscher und auf den nächstgelegenen Berg hinauf los. Immer wieder denken wir, dass wir nun am höchsten Punkt ankommen müssen, bis sich ein neuer Hügel auftut und wir durch ein weiteres Ta l, das wir durchqueren müssen. Nach einer guten Stunde kommen wir an einem vermeintlich hohen Hügel an und blicken auf den Gletscher und den sich davor ausbreitenden Fjord. Wir treffen eine Gruppe unerschrockener Schneehühner und KEINEN Eisbären. Sehen Alpenveilchen, kleine Blümchen, Beeren, sogar Blaubeersträucher, die unsere Schuhe Übersteigen (der höchste Wald unseres diesjährigen Grönlandurlaubes!). Als wir zum Boot zurück kommen, hat der Wind angefangen zu drehen und statt dem Anker hält uns nun die Landleine. Kurze Zeit später dreht der Wind und drückt nun seitlich mit Fallböen um die 20 Knoten auf das Boot. Der Anker kann uns so nicht halten, die Landleine nicht vor den Steinen in Lee schützen. Dominik und ich ziehen mit 6 Leinen, die wir immer wieder aneinander knoten und Dingi los um eine weitere Landleine Nördlich auszubringen – bei Einbruch der Dämmerung ist es endlich geschafft und die Leinen halten uns, weitestgehend ruhig, bis zum Anbruch des n euen Tages.