Dalvik, Akureyri, Skagaströnd – die Vorbereitungen zur Grönland-Überfahrt
In Dalvik angekommen, klarieren wir das Schiff und kümmern uns um allerlei Reparaturen und Instandsetzungen. Die Positionslaterne muss erneuert werden, der Motorservice wird durch einen Yanmar Servicepartner erfüllt. 10 Stunden will man uns hierfür in Rechnung stellen, rund fünf Stunden davon für das Entlüften der Schläuche und Filter. Einen (so kleinen) Motor wie unseren hat man dort jedenfalls noch nie gesehen. Segler sind hier ein sehr rarer Gast und kaum ein Boot unserer Größe scheint den Weg nach Island auf sich zu nehmen. Am Ende handle ich den Werkstattchef von 1400 auf 875 Euro herunter, doch als wir 15 Minuten Später am Nachmittag des 30.7. ablegen und wenige Meter gefahren sind, verliert der Motor an Drehzahl und säuft kurz darauf komplett ab. Wir sind noch immer mitten im Hafenbecken. Um uns herum sind andere Boote und überall felsige Untiefen im Wasser. Wir versuchen den Motor binnen weniger Sekunden mehrfach neu zu starten und zu entlüften, doch leid er erfolglos. Unter Top und Tadel gelingt es uns an einem kleinen Steg längs zu Schwimmen und mit ein bis zwei Knoten Fahrt springt Jojo seitlich über und stoppt das Schiff mit der Achterleine auf einer Klampe am Steg, etwas unsanft aber doch ohne Gewalt auf. Erleichtert machen wir die Leinen fest und gehen erneut zum Yanmar Service Partner. Diesmal kommt ein weiterer Marine Engineer hinzu und findet rasch den Fehler. Eine der Schlauchschellen für die Dieselzuleitung wurde nicht richtig festgezogen und somit konnte der Motor Luft ansaugen. Innerhalb von 15 Minuten findet der erfahrenere Kollege den Fehler, behebt ihn und entlüftet den Kreislauf erneut. Wir legen ab und setzen Kurs in Richtung Akureyri, der „Hauptstadt des Nordens“. Nach vier stunden kommen wir dort an und vertäuen das Boot im Stadthafen. Einen Pool gibt es im Gym nur 50 Meter vom Hafen entfernt, Strom und Wasser an den Stegen. Von Akureyri aus verlasse ich das Boot, besuche meine Kinder und Familie i n Reykjavik, während Bernd an Bord ankommt und die Drei sich ins Zeug legen um das Boot so gut es geht vorzubereiten. Es wird eingekauft, Diesel und Wasser gebunkert, ein Kojensegel in der Achterkoje angebracht um das Gepäck gegen verrutschen zu sichern, eine Gasflasche mitsamt neuem Gas-Schlauch wird angeschafft, da es auf Island kein Camping Gaz gibt. Sogar das Leck in der Achterkoje und Bugkabine wird gesucht und teilweise geschlossen. Die Crew geht während meiner Abwesenheit etliche Extrameilen. Als ich drei Tage später wieder nach Akureyri fliege, ist alles vorbereitet damit wir rasch ablegen können. Der Flieger lässt allerdings auf sich warten und so bitte ich Bernd, Jojo und Merle, dass sie das Boot bereits nach Dalvik verholen, wo wir gemeinsam mit meinen Kindern und Familie einen kleinen Segelausflug unternehmen. Leider sehen wir bei der aufgewühlten See keine Wale mehr, dafür fangen wir aber zwei Dorsche und bereiten Sie im Hafen frisch zu. Erst um 23 Uhr li egen die Kinder in ihrem Dachzelt am Campingplatz und verabschieden mich mit einer festen Umarmung. Am nächsten Morgen montieren wir noch rasch die Positionslaterne, die ich in Reykjavik auftreiben konnte. Jetzt steht der Abreise nichts mehr entgegen. Wir segeln einen kleineren Schlag in Richtung Westen, vermeiden wegen des starken Windes aber die Umrundung des Nord-West-Kaps von Island. Immer wieder müssen wir die Segel wegen der stark wechselnden Wetterverhältnisse wechseln, fahren erst unter Fock und Großsegel, dann unter Gennaker, dann bald nur noch unter Fock bei 30 Knoten achterlichem Wind. Als wir um 22:30 Uhr in den Hafen von Skagaströnd einlaufen sind wir alle müde, genießen aber noch einen frischen, leckeren Linseneintopf und einen letzten Anleger. Unser Schlaf wird in der Nacht immer wieder durch heftige Böen mit bis zu 45 Knoten Wind, der uns seitlich trifft und das Boot stark krängt, unterbrochen. Viel zu früh sind wir alle wach. Das Deck ist übersäht von schwarzem Sand und kleinen Steinchen, die der Wind von der Mole heruntergeweht hat. Nach ein paar Stunden sind wir dann alle fit genug und haben gefrühstückt. Wir spazieren in das kleine Städtchen, in dem es außer einer Camera Obscura kaum etwas zu sehen gibt. Als wir allerdings für 5,65 Euro im kleinen Schwimmbad in der Nähe des Fischerhafens eine herrlich-warme Dusche, Swimmingpool und Hot Tub genießen, haben wir schnell unseren Frieden mit dem kleinen Ort geschlossen. Wir kochen nochmal gemütlich und essen ein letztes mal trotz des anhaltend starken Seitenwindes am gedeckten Tisch, bevor wir mitten in der Nacht gegen 1 Uhr den Hafen verlassen wollen. Noch weht der Wind stark, die See ist aufgewühlt, in wenigen Stunden werden wir uns aber auf den Weg nach Grönland machen und für rund 5 Tage beziehungsweise 740 Seemeilen auf See sein.
Ich wünsche euch eine entspannte Überfahrt