Färöer – Island, Teil II
Als die Küstenwache und freundlich um 23:59 Uhr anfunkt und fragt, welchen Hafen wir gedenken anzulaufen um einzuklarieren, klettere ich kleinlaut aus meiner Koje. Wir beratschlagen mit der freundlichen Funkerin über verschiedene Optionen und man gestattet uns in Husavik im Norden Islands einzuklarieren. Unser Plan, Raufarhöfn wird kurzerhand geändert und wir setzen unsere Fahrt unverändert fort. Wegen des dichten Nebels lassen wir den Motor auf 1200 Umdrehungen mitlaufen um ausreichend Strom für das Radar zu haben. Der Wind frischt immer weiter auf, bis wir irgendwann das zweite Reff in das Großsegel binden um die Segelfläche zu minimieren. Bei Böen mit bis zu 18 Knoten Wind auf der Kreuz segeln wir in Richtung Nord-Osten. Leider immer weiter ab von unserem Kurs und bei den neuen Temperaturen, dichtem Nebel und gelegentlichem Niederschlag wird die Nacht eine zermürbende Marter für uns alle. Mit rund 1,5 Knoten schiebt uns die Strömung weg von unserem Ziel und verschlechtert dadurch unseren Wendewinkel auf der Kreuz. Wir kämpfen bis Nachmittags mit einer Fahrt von 3-5 Knoten aufs Ziel zu gegen den Wind an und freuen uns als dieser schwächer wird und wir die Segel bergen und nun nur noch unter Groß und Maschine gegen 8-10 Knoten Wind laufen. Immer schwächer wird der Wind, immer ruhiger das Wasser. Sogar die Strömung nimmt langsam ab, der Nebel lichtet sich, Sonne kommt hervor. Island zeigt sich heute von seiner besten Seite. Als am Abend eine Schule von Orcas und kurz darauf eine Gruppe von Weißschnauz-Delphinen begleiten und bis auf wenige Meter ans Boot heran kommen, erreicht der Tag seinen bisherigen Höhepunkt und gibt mir die Energie zurück, die die letzen Tage Stück für Stück abhanden gekommen ist. In wenigen Minuten trete ich meine Schicht, 9-12 Uhr, an und freue mich schon jetzt auf Husavik, wo wir voraussichtlich morgen gegen Mittag einlaufen werden.