Orkney – Färöer Inseln
Als wir Kirkwall um 3 Uhr morgens verlassen, steht der Vollmond hoch am Himmel und am Horizont beginnt es bereits zu dämmern. Die Tide sollte nun seid rund drei Stunden für Strömung gen Westen sorgen. Zeit für uns, die Inselgruppe der Orkneys zu durchqueren und hinter uns zu lassen. Die See ist ruhig, es wehen 3-4 knoten Wind gegen an. Das Wasser spiegelt die wenigen Farben des Himmels als wir unter Motor den Hafen verlassen. Anfänglich haben wir nur einen Knoten Strömung, bei Engstellen steigt sie hin und wieder auf drei, vier Knoten. Als wir die letzte Engstelle passieren haben wir über sechs Knoten Strömung von achtern. Die sonst sehr ruhige See schlägt uns auf ein mal mit zwei Meter hohen Brechern entgegen. Eine Besonderheit der Strömungsgewässer, die mir inzwischen wohl bekannt ist und in den Karten häufig markiert wird. Wir fahren um die brechenden Wellen drum herum und genießen das Spiel aus Windstille, Welle und Sonnenaufgang vor kargen Felsformationen. Es liegen rund 200 Seemeilen bis nach Torshavn auf den Färöer Inseln vor uns. Nach ein paar Stunden schalten wir den Motor aus und laufen bei 8 Knoten Wind mit 7 Knoten auf unser Ziel zu. Der Wind weht noch aus Westnordwest, soll aber im laufe des Nachmittags auf West bis Südwest drehen. Immer wieder grübeln wir über den nächsten Stop nach. Wollen wir direkt nach Island durchsegeln oder einen Halt auf den Färöern machen? Alle Wettermodelle signalisieren uns das selbe – in wenigen Tagen nimmt der Wind stark zu und soll aus westlicher Richtung wehen. Das passt uns so gar nicht – letzten Endes entscheiden wir uns für einen Stopp auf den Färöern. Energie tanken, einmal durchatmen und gut vorbereitet die nächste Etappe antreten ist eben auch wichtig. Am Abend dreht der Wind langsam auf Halbwind. Zwar deutlich später als in der Vorhersage, wir freuen uns aber über die 7 Knoten durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit der letzten Stunden. Auch die Nacht bleibt ruhig und das Tageslicht verschwindet nun nicht mehr gänzlich. Immer wieder, auch schon vor der Küste Schottlands, haben wir Wal-Sichtungen, die Tiere verschwinden jedoch rasch wieder. Gelegentlich wache ich auf, wenn die Lage des Bootes sich verändert. So auch als der Wind weiter gen Achtern dreht. Ich schaue schlaftrunken an Deck. Einer meiner Mitsegler steuert und der Kurs schwankt mit den Wellen stark hin und her. Die Windpilot ist bei so schwachem Wind von achtern und unserer schnellen Fahrt nicht so richtig zu gebrauchen. Als mein Mitsegler gerade den Backstag und das Großsegel fieren will, passiert es. Langsam kommt das Großsegel über. Wir haben eben eine Patenthalse gefahren. Ich übernehme das Ruder und bringe das Boot zurück auf Kurs. Als die Segel eingestellt sind, gebe ich das Ruder wieder ab, frage ob ich etwas für ihn tun kann, reiche eine Hand voll Nüsse raus und lege mich wieder in die Koje. Zum Glück haben haben wir nur 5 Knoten scheinbaren Wind im Tuch gehabt, denke ich mir. Andernfalls hätte es für den Crew, Segel und Rigg auch schnell anders ausgehen können. Ich grübel noch ein wenig hin und her, bevor ich wieder in den Schlaf falle. Sehr seichter Schlaf – ich bin Nervös, dass eine weitere Patenthalse folgen könnte. Irgendwann gewinnt die Müdigkeit. Als ich am Morgen aufwache, ist mir warm und mein ganzer Körper fühlt sich merkwürdig an. Ich muss sehr tief geschlafen haben. Ich übernehme die nächste Wache. Wir haben nur noch einige wenige Meilen bis nach Torshavn, in fünf bis sechs stunden würden wir da sein. Wir kochen Kaffee und genießen die Stimmung. Noch immer ist das Wetter vom Hochdruckgebiet geprägt, Die Sonne durchbricht langsam zunehmend die Wolkendecke. Die Inseln sind noch verhüllt in Dunst und Nebel, der sich stunde für Stunde weiter lichtet und eine bergig-grüne Kulisse freisetzt. Ein wunderschöner Anblick. Langsam kommen wir in die nordischen Gewässer für die mein Herz so schlägt und nach denen ich mich knapp zehn Jahre gesehnt habe. Wir laufen nach rund 33 Stunden auf See in Tórshavn ein.
Habe heute den Link zu deinem Blog von Markus gekriegt! Von mir natürlich auch noch eine gute Reise und ich folge euch gedanklich ….wenigstens ohne Seekrankheit!!!!😜
Danke, Esther:-) liebe Grüße nach Tübingen an euch vier!
High Speed – ich war mir ja wirklich unsicher, ob das alles in der geplanten Zeit machbar sein wird. Mit Eurem Tempo könnt Ihr Euch ja noch einen Abstecher nach Neufundland machen 😉